8-Wochen-Ideen

Ziel ist es zwischen vielfältigen Akteuren Vertrauen aufzubauen und schnelles Handeln zu ermöglichen. Das Format der 8-Wochen-Ideen eignet sich sowohl für Kommunen als auch für Organisationen in Veränderungsprozessen.
Die Grundlagen des Formats entstanden mit und für Kleinstädte im Rahmen des transdisziplinären Forschungsprojekts GoingVis. Im Rahmen der praktischen Anwendung durch Resilient Cities wird es kontinuierlich weiterentwickelt.

Die 8-Wochen-Idee zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Akteuren zu stärken. Durch eine innovative Kombination aus Forschung, Design, Kunst, Pädagogik, systemischem Change Management und Bürgerbeteiligung werden zuverlässige Werkzeuge und Methoden genutzt, die es verschiedenen Gruppen ermöglichen, gemeinsame Grundlagen zu finden, diese zu gestalten und Lösungen zu entwickeln.

Das Konzept nutzt bewährte Methoden wie Cultural Probes, Experience Prototypes und digitale Beteiligungsplattformen, die bereits in früheren Projekten u.a. im Rahmen von Klimafit in Brandenburg und auch schon in der polnischen Stadt Konin oder im Parkviertel in Berlin-Mitte erfolgreich eingesetzt wurden.

Die 8-Wochen-Idee ist ein Schlüsselinstrument zur Förderung von Vertrauen, Verständnis und Engagement zwischen verschiedenen Interessengruppen. Diese Methode hat sich als äußerst wertvoll erwiesen, um die Entwicklung von Lösungen zu beschleunigen und die Zusammenarbeit voranzutreiben.

Zu Beginn setzen wir Cultural Probes ein, um die Bedürfnisse und Perspektiven der lokalen Gemeinschaften besser zu verstehen. Diese werden speziell in der Phase der Bestandsaufnahme verwendet, um mehr als nur statistische Daten zu sammeln – sie fördern ein tiefgehendes Verständnis für die Akteure und die spezifischen Herausforderungen vor Ort.

Geht es beispielsweise um das Themengebiet Klimawandel, arbeiten wir in dieser Phase mit dem „Klima-Tester“, einer modifizierte Anwendung der Cultural Probes, die es den Teilnehmer:innen ermöglicht, klima-relevante Orte in ihrem Kiez zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Dieser Prozess wird in einem Workshop unterstützt, bei dem die Teilnehmer:innen die Orte erkunden und ihre Ideen für die Klimaanpassung präsentieren. Der „Klima-Tester“ ist mit einer Karte des Kiezes versehen und erlaubt es, Orte zu beschreiben, die vom Klimawandel besonders betroffen sind sowie Lösungsansätze zu skizzieren. Die Teilnehmer:innen nutzen diesen, indem sie den Kiez zu Fuß erkunden und nach Orten und Ideen zu suchen, die für sie von Interesse sind.

Projektphasen

  1. Phase 1: Trainingscamp zu dem Format 8-Wochen-Ideen, Bedarfs- und Akteursanalyse, Beteiligung und Klimaanpassung
    Beim Trainingscamp lernen sich die Tandems kennen und lernen gemeinsam, wie das Format der 8-Wochen-Ideen funktioniert und wirkt. Sie entwickeln ein Bild für die Verortung und Verknüpfung des 8-Wochen-Ideen Prozesses mit laufenden Prozessen in ihren Kiezen. Neben der Wissensvermittlung zu Bedarfs- und Akteursanalyse, Beteiligung und Klimaanpassung geht es auch darum, Raum für ein Peer-Learning zwischen der Verwaltung und den zivilgesellschaftlichen Akteuren zu ermöglichen.
  2. Phase 2: 8-Wochen-Workshop
    Im Rahmen des ersten Workshops werden die Teilnehmer:innen nach einer Einführung in den Prozess in kleine Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe arbeitet mit dem „Klima-Tester“, um konkrete Orte zu identifizieren, die vom Klimawandel betroffen sind. Die Teilnehmer:innen entwickeln gemeinsam Visionen für die Transformation dieser Orte und erarbeiten einen ersten Plan für eine funktionale, temporäre Lösung (Prototyp). Der Fokus liegt darauf, die Umsetzung mit möglichst geringem Aufwand und minimalen finanziellen Mitteln zu realisieren. Die temporäre Lösung für die Vision darf genau so groß sein, dass sie von der Gruppe in 8 Wochen umgesetzt werden kann.

    In der darauffolgenden Workshop-Phase teilen sich die Teilnehmer:innen in drei Arbeitsgruppen auf:

    • Design und detaillierte Planung: Wie funktioniert der Prototyp und wie sieht er aus. Was ist vorhanden, was wird gebraucht und was sind die konkreten Schritte zur Umsetzung
    • Storytelling: Entwicklung eines narrativen Konzepts zur Vermittlung der Vision mit und durch den Prototypen
    • Genehmigungen und technische Elemente: Erstellung einer Liste der benötigten Genehmigungen und technischen Anforderungen.

    Gemeinsam erarbeiten die Gruppen einen Zeitplan für die Umsetzung innerhalb von acht Wochen. In dieser Phase werden bereits spezifische Ansprechpartner:innen aus der Verwaltung und andere relevante Akteure eingebunden.

  3. Phase 3: Umsetzungsphase der 8-Wochen-Ideen
    Nach den Workshops folgt die Umsetzung. Im Zeitraum von 8 Wochen werden durch die beiden Gruppen die Prototypen im öffentlichen Raum realisiert. Koordination, Planung, Anpassung der Ideen, Materialsammlung und Erweiterung der Gruppe erfolgen mit Hilfe erprobter digitaler Werkzeuge. So können nicht nur die Beteiligten vor Ort sondern auch die Gruppen im Prozess voneinander lernen.
    In regelmäßigen Online Treffen während der 8-Wochen-Phase unterstützt das Projektteam die beiden Gruppen, um eine reibungslose Umsetzung der nächsten Schritte sicherzustellen und den Austausch und das Peer-Learning zu begleiten.
  4. Phase 4: Einweihungen und Aktionstage für die 8-Wochen-Ideen
    Am Ende der 8-Wochen-Phase veranstalten die Gruppen eine Einweihung im Rahmen eines Aktionstags für die realisierten 8-Wochen-Ideen. Dies ist der Moment, an dem die temporären Lösungen einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert und übergeben werden. Wichtig ist, dass an diesen Tagen spürbar wird, wie sich diese mögliche Zukunft für diesen spezifischen Ort anfühlt. In der Folge können sie durch die Benutzer:innen der Orte erprobt und diskutiert werden, um daraus zu lernen und dauerhafte Lösungen zu entwickeln, die von vielen unterstützt und mitgetragen werden.

Kooperation mit der Verwaltung

In Gesprächen mit Klimaschutzbeauftragten haben wir festgestellt, dass auf Seiten der Verwaltung ein starkes Interesse besteht, Anwohner:innen zu aktivieren und Netzwerke mit lokalen Schlüsselpersonen und Akteuren sowie Initiativen zu stärken. Da die Problematik der Klimaanpassung alle Bevölkerungsgruppen betrifft, bietet diese Thematik die Möglichkeit, alle einzubeziehen und neue Kooperationen zu fördern.

Die Zusammenarbeit zwischen lokalen Akteuren, Gremien und der Verwaltung ist entscheidend für die Entwicklung nachhaltiger Lösungen. Durch eine vertikale Integration, bei der sowohl Bürger:innen als auch Verwaltung und lokale Initiativen miteinander vernetzt werden, können neue Lösungen entstehen und im Rahmen von Prototypen erprobt werden. Dies schafft neue Schnittstellen, die den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ermöglichen.

Klimaanpassung erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Methodik der 8-Wochen-Workshops bietet einen offenen Rahmen, um verschiedene Akteure wie Anwohner:innen, Vertreter:innen der Verwaltung sowie lokale Schlüsselpersonen und Akteuere wie auch Initiativen zusammenzubringen. Dabei können spezifische Erfahrungen und Entscheidungskompetenzen genutzt werden, um Lösungen zu erarbeiten. Die Aktivierung von Kooperationspartner:innen kann somit anlassbezogen aufgebaut werden.

Die Umsetzung von Maßnahmen erfordert oft die Einbindung von Verantwortlichen aus der Verwaltung, um diese für lokale Problemlösungen zu sensibilisieren. Durch die direkte Zusammenarbeit mit Anwohner:innen in den 8-Wochen-Workshops wird das Vertrauen in die Verwaltung gestärkt, was die Motivation erhöht und das Engagement der Bevölkerung langfristig fördert.

Die Grünflächen in Kommunen stehen unter einem starken Nutzungsdruck, während die Verwaltungen mit begrenzten Ressourcen kämpfen. Niedrigschwellige Umweltbildungsmaßnahmen und die Förderung der Partizipation können dazu beitragen, die Identifikation der Bewohner:innen mit ihrem Sozialraum zu stärken und langfristige positive Effekte zu erzielen.

Wirkung in der Kommune

Das Konzept zielt darauf ab, innovative Lösungen zur Klimaanpassung zu entwickeln und umzusetzen. Mit Hilfe der 8-Wochen-Idee, einer erfolgreichen Methodik aus Workshops und kollaborativer Arbeit, wird ein schneller, zielgerichteter Prozess zur Problemlösung und gemeinsamen Entwicklung von Prototypen für klimarelevante Orte gefördert.

Die Wirkung des Konzepts lässt sich in mehreren Bereichen zusammenfassen:

  1. Förderung der Klimaanpassung: Durch die praxisorientierte Arbeit mit dem „Klima-Tester“ und der Entwicklung temporärer Lösungen werden direkt sichtbare Anpassungsmaßnahmen in den betroffenen Gebieten umgesetzt. Diese Prototypen tragen dazu bei, die Folgen des Klimawandels in der eigenen Lebenswelt greifbar zu machen und die lokale Bevölkerung aktiv in die Entwicklung von Lösungen für die Klimaanpassung einzubinden.
  2. Stärkung der Zusammenarbeit: Das Konzept fördert den Austausch, indem es ein Netzwerk von Kiezakteuren aus der Verwaltung, Zivilgesellschaft und anderen Bereichen schafft. Dies stärkt das gegenseitige Verständnis und ermöglicht den Wissensaustausch über verschiedene Klimaanpassungsstrategien und deren Umsetzbarkeit in unterschiedlichen kommunalen Kontexten.
  3. Beteiligung und Aktivierung der Bevölkerung: Durch die 8-Wochen-Workshops und die Nutzung interaktiver Methoden wie Cultural Probes und Experience Prototypes werden die Teilnehmer:innen aktiv in den Planungsprozess einbezogen. Sie haben die Möglichkeit, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln, was das Vertrauen und die Akzeptanz der Klimaanpassungsmaßnahmen in der Bevölkerung stärkt.
  4. Etablierung der Lösungsorientierung und des experimentellen Lernens im Konzept der Partizipation: Das Konzept setzt auf eine partizipative Methode, bei der die lokale Bevölkerung aktiv in den Prozess der Klimaanpassung eingebunden wird. Durch die Anwendung des „Klima-Testers“ und die Arbeit an konkreten Prototypen entwickeln die Teilnehmer:innen nicht nur theoretische, sondern auch praxisorientierte Lösungen. Der Fokus liegt auf der Lösungsorientierung, bei der alle Akteure gemeinsam an der Gestaltung der Umgebung und der Identifizierung konkreter Maßnahmen arbeiten. Gleichzeitig wird experimentelles Lernen gefördert, bei dem die Teilnehmer:innen durch direkte Erfahrung und Interaktion mit den zu lösenden Problemen ein tieferes Verständnis für die Klimaanpassung entwickeln. Diese Methode stärkt nicht nur das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten der Teilnehmer:innen, sondern trägt auch zur langfristigen Verankerung von klimafreundlichen und nachhaltigen Praktiken im kommunalen Raum bei.
  5. Langfristige Auswirkungen auf die Stadtentwicklung: Die entwickelten Lösungen können durch die Zusammenarbeit mit Verwaltungen schrittweise in die kommunale Planung integriert werden. Die Ergebnisse der Prototypen sollen als Modell für die Transformation weiterer Kommunen bzw. Stadtteile dienen, was langfristig zu einer breiteren Implementierung von Klimaanpassungsmaßnahmen führen kann.

Insgesamt trägt das Konzept dazu bei, konkrete klimaanpassende Maßnahmen zu erarbeiten, die lokal wirken, wodurch eine nachhaltige, inklusive und wirksame Klimaanpassung gefördert wird.

 

Zielgruppen

  1. Anwohner:innen
    • Verbesserung der Lebensqualität: Die Anwohner:innen sind von Umweltstressoren wie Lärm, Luftverschmutzung und thermischer Belastung betroffen, die durch Verdichtung und Verkehrsaufkommen in städtischen Gebieten verstärkt werden. Sie benötigen eine Reduzierung dieser Belastungen, in diesem Konzept liegt der Fokus auf Maßnahmen zur Klimaanpassung.
    • Partizipation und Mitgestaltung: Es besteht ein Bedarf an aktiver Beteiligung an der Gestaltung ihres Lebensumfelds, insbesondere durch niedrigschwellige Maßnahmen. Eine stärkere Einbeziehung in Lösungsfindungs- und Entscheidungsprozesse, in denen Anliegen und Lösungsideen direkt eingebracht werden können, ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang.
    • Stärkung der Identifikation mit dem Sozialraum: Es besteht der Bedarf, sich stärker mit ihrem Stadtteil zu identifizieren, was durch partizipative Umweltbildungsmaßnahmen und die Förderung lokaler Initiativen erreicht werden kann.
  2. Lokale Akteure und Initiativen
    • Netzwerkbildung und Kooperation: Lokale Initiativen und Akteure benötigen Unterstützung bei der Vernetzung untereinander und mit der Verwaltung, um ihre Wirkung und Reichweite zu erhöhen. Sie möchten ihre Kooperation mit der Stadtverwaltung und anderen Akteuren stärken, um gemeinschaftlich Lösungen für die Herausforderungen im Bezirk zu entwickeln.
    • Ressourcen und Unterstützung: Viele lokale Akteure sind auf zusätzliche Ressourcen angewiesen, sei es durch finanzielle Unterstützung, personelle Kapazitäten oder neue Methoden, um ihre Arbeit effektiver zu gestalten.
    • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Akteure benötigen die Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachbereichen, wie z. B. Umwelt- und Grünflächenamt, um umfassende Lösungen für soziale und klimatische Herausforderungen zu entwickeln.
  3. Verwaltung
    • Engagement und Kooperation mit der Zivilgesellschaft: Die Verwaltung sucht nach Wegen, die Anwohner:innen und lokalen Schlüsselpersonen und Akteure stärker in die Entwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen einzubeziehen. Es besteht ein Interesse, eine aktivere Rolle bei der Förderung von Netzwerken und der Unterstützung von Initiativen zu übernehmen.
    • Effektive Umsetzung von Klimaanpassungsstrategien: Die Verwaltung benötigt Unterstützung bei der Durchführung und Koordination von Klimaanpassungsmaßnahmen, um die Belastungen durch Umweltstressoren zu verringern und den städtischen Raum nachhaltig zu gestalten.
    • Vertrauensbildung und Motivation: Die Verwaltung möchte durch direkte Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und lokalen Initiativen Vertrauen aufbauen und die Motivation der Beteiligten stärken, um die Umsetzung von Projekten langfristig sicherzustellen.

Durch diese verschiedenen Zielgruppen und ihre Bedürfnisse wird deutlich, dass eine interdisziplinäre, kooperative und integrative Herangehensweise notwendig ist, um die sozialen und ökologischen Herausforderungen in der Kommune anzugehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

 

Das Konzept ist sowohl nachhaltig als auch innovativ, da es einen integrativen und partizipativen Ansatz verfolgt, um Lösungen zu entwickeln. Nachhaltigkeit wird durch die Entwicklung von Prototypen erreicht, die als temporäre, aber realisierbare Lösungen in den öffentlichen Raum integriert werden und die Möglichkeit bieten, direktes Feedback aus der Gemeinschaft zu erhalten. Diese Prototypen sind so konzipiert, dass sie langfristig angepasst und weiterentwickelt werden können, was eine dauerhafte Wirkung erzielt.

Innovativ ist das Konzept insbesondere durch den Einsatz der 8-Wochen-Idee und Cultural Probes, die es den Teilnehmer:innen ermöglichen, sich aktiv und in einem strukturierten Prozess mit aktuellen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Diese Methoden fördern nicht nur den Dialog zwischen Bürger:innen und Entscheidungsträger:innen, sondern bieten auch eine konkrete und praxisorientierte Möglichkeit, Lösungen zu entwickeln, die unmittelbar umgesetzt werden können. Durch die Verknüpfung von Forschung, Design und Bürgerbeteiligung entsteht ein innovativer, interdisziplinärer Ansatz, der neue Perspektiven und Handlungsansätze für die jeweilige Thematik eröffnet.

Angesichts der zunehmenden urbanen Erwärmung, häufiger werdender Extremwetterereignisse und der Notwendigkeit, öffentliche Räume nachhaltig zu gestalten, bietet das Konzept eine pragmatische Möglichkeit, innovative Lösungen z.B. bei der Klimaanpassung direkt vor Ort zu testen und zu implementieren. Es stärkt die Zusammenarbeit zwischen den Bürger:innen und den Behörden, fördert das Bewusstsein für klimafreundliche Maßnahmen und schafft langfristige Veränderungen im Umgang mit den Klimafolgen. Zudem trägt es dazu bei, die Anpassungsfähigkeit der Kommunen an den Klimawandel zu verbessern und bietet gleichzeitig ein Modell, das auf andere Städte und Stadtteile übertragen werden kann.