MachmalPlatz: Ein Modell für den Multi-Akteurs-Ansatz in partizipativem Placemaking
Das Projekt MachmalPlatz zur Transformation des Manga-Bell-Platzes in Berlin-Wedding bietet ein exemplarisches Fallbeispiel für einen Multi-Akteurs-Ansatz im Kontext von partizipativem Placemaking und zukunftsfähiger Stadtentwicklung. Insbesondere für Stadtplaner:innen, Placemaker, Verwaltungsfachkräfte und Wissenschaftler:innen ist die hier angewandte Methodik von hohem Interesse, da sie die Herausforderungen und Potenziale der Zusammenarbeit verschiedener Stakeholder in einem urbanen Kontext beleuchtet.
Methodik im Fokus: Eine agile und adaptive Partizipation
MachmalPlatz basiert auf einer agilen und adaptiven Methodik, die die klassischen Herausforderungen top-down gesteuerter Planung sowie der oft reaktiven Bottom-up-Initiativen überwindet. Die Kernelemente der Methodik, abgeleitet aus dem Resilient Cities-Ansatz, sind:
* Der Acht-Wochen-Prozess: Statt langwieriger Planungszyklen setzt MachmalPlatz auf einen intensiven, zeitlich komprimierten Prozess von acht Wochen. Dieser „Sprint“-Charakter fördert schnelles Handeln, generiert sichtbare Ergebnisse und hält das Engagement der Beteiligten hoch. Er überwindet zudem die typische „Wut-Eskalation“, die oft notwendig ist, um Bottom-up-Druck zu erzeugen.
* Klimatester als Katalysator: Der Einsatz des „Klimatesters“ dient als diagnostisches Werkzeug und Diskussionsgrundlage. Er ermöglicht es allen Akteuren, Bedarfe zur Klimaanpassung vor Ort zu identifizieren und direkt in konkrete Verbesserungsvorschläge zu überführen. Dies schafft einen greifbaren Bezug zur urbanen Resilienz und erleichtert die gemeinsame Problemdefinition.
* Visionen-Workshop als Inkubator: Der zweitägige Visionen-Workshop im Zukunftshaus war entscheidend für die kollaborative Ideenfindung. Hier wurden heterogene Perspektiven – von Anwohner:innen über Verwaltungsvertreter:innen bis hin zu Fachleuten – gebündelt, um ganzheitliche und kreative Lösungen zu entwickeln. Die Wahl des Manga-Bell-Platzes, eines bislang untergenutzten Raums mit hohem Potenzial, unterstreicht den Fokus auf transformative Eingriffe.
* Inklusive Bedarfsanalyse und Co-Kreation: Die Methodik legt großen Wert auf eine breite Einbindung. Durch die Verteilung von Flyern, Sammelboxen und die aktive Ansprache vor Ort (z.B. durch Kinder und Jugendliche) wurde eine umfassende Bedarfsanalyse durchgeführt. Die Einbeziehung der Möwensee-Schule, die eigene Visionen für den Platz entwickelte, zeigt, wie Bildungseinrichtungen als zentrale Akteure in die Co-Kreation integriert werden können.
* Pragmatismus und Ressourcenmobilisierung: Ein zentrales Prinzip ist der Verzicht auf vorgegebene Budgets für die Umsetzung von Ideen aus dem Projekt heraus. Stattdessen werden die Teilnehmenden ermutigt, eigene Ressourcen zu mobilisieren – sei es in Form von Zeit, Fähigkeiten, Materialspenden oder Netzwerken. Dies fördert Eigenverantwortung und Kreativität und führt zu einer nachhaltigeren Verankerung der Projekte im lokalen Kontext, wie die Anbahnung einer Kooperation mit ALBA zeigt.
* Kontinuierlicher Multi-Akteurs-Dialog: Der Erfolg des Projekts basiert auf einem intensiven und kontinuierlichen Dialog zwischen allen Beteiligten. Dies schließt die Überwindung anfänglicher Hürden bei der Einbindung der Verwaltung ein, die hier von einer Bewerbungspflicht entbunden war und daher aktiv für das Projekt gewonnen werden musste. Persönliche Kontakte und die transparente Kommunikation der Projektziele waren hierbei ausschlaggebend.
MachmalPlatz als Fallstudie für urbane Resilienz und Partizipation
MachmalPlatz in Wedding demonstriert eindrucksvoll, wie partizipatives Placemaking durch einen Multi-Akteurs-Ansatz nicht nur ästhetische, sondern auch soziale und ökologische Resilienz in urbanen Räumen schaffen kann. Die Erfahrung, dass selbst ein anfangs vollkommen offenes Projekt ohne fest etablierte Verwaltungsnetzwerke erfolgreich sein kann, liefert wertvolle Einblicke für ähnliche Initiativen.
Das Projekt unterstreicht die Notwendigkeit, traditionelle Governance-Strukturen zu hinterfragen und flexible, gemeinschaftsgetragene Prozesse zu ermöglichen. Es zeigt, wie die Einbindung unterschiedlichster Akteure – von der älteren Dame, die sich über fehlende Bänke bei Hitze beklagt, bis hin zu Schulkindern, die grüne Klassenzimmer entwerfen – zu innovativen und bedarfsgerechten Lösungen führt. Die gewonnenen Erkenntnisse aus MachmalPlatz tragen dazu bei, partizipative Ansätze weiterzuentwickeln und ihre Übertragbarkeit auf verschiedene urbane Kontexte zu validieren.